
Hochzeitsgedichte
von Wilhelm Busch
Warum heiratet man
Der eine tuts um die Dukaten,
der zweite um ein hübsch Gesicht,
der dritte darf nicht länger warten,
der vierte, weil Mama so spricht.
Der fünfte will sich einmal setzen,
der sechste ist nicht gern allein,
der siebte hofft, sich zu ergötzen,
der achte möcht auch einmal frein,
beim neunten sind es Mitleidstriebe,
doch ihr – ihr heiratet sicher
nur aus Liebe.
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Wer einsam ist, der hat es gut
(eignet sich hervorragend zur Silberhochzeit)
Wer einsam ist, der hat es gut
weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
und niemand gibt ihm weise Lehren,
die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen, geht er still
in Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot,
drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
Geschützt vor fremden Späherblicken,
kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
um angenehm die Zeit zu töten,
und laut und kräftig darf er prusen,
und ohne Rücksicht darf er husten,
und allgemach vergißt man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei schwerenot,
ich dachte längst, er wäre tot.
Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
läßt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.
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Mir fehlt etwas, mir ist nicht recht
(Klagelied eines Junggesellen)
Mir fehlt etwas, mir ist nicht recht,
doch wüsst ich wohl, was ich wohl möcht.
Ich möchte was und weiß warum,
das geht mir so im Kopf herum.
Heut sprangen mir von meiner Hos‘
schon wieder mal zwei Knöpfe los.
Da setzt ich mich und näht herum w
ohl eine Stund, bis ich ganz krumm.
Bin dann zu Probsten hingerennt,
zu schlürfen, was man Kaffee nennt.
Da fühlt ich wieder mal so recht,
dass mir was fehlt, was ich wohl möcht.
Ein Gast, ein traurig schmerzensvoller,
saß ich zu Mittag darin beim Koller.
Die Serviette war beschmutzt,
die Gabel war nicht abgeputzt,
kurzum, ich fühlte da so recht,
dass mir was fehlt, was ich wohl möcht.
Und abends in der Dämmerfrist,
wenn man so ganz alleinig ist,
da möcht ich wohl so dann und wann
etwas zu titscheln-tatscheln hab’n.
Jedoch – da fühle ich so recht,
dass mir was fehlt, was ich wohl möcht.
Was soll der Mensch des Abends tun?
Ich denk, zum Kappier geh ich nun.
Da sitz ich so bei meinem Bier
als wie ein rechtes Murmeltier
und fühle wieder mal so recht,
dass mir was fehlt, was ich wohl möcht.
Nun tönt die Glocke zwölf vom Turm.
Ich muss nach Haus, ich armer Wurm.
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